Infoveranstaltung Erdwärme
Möglichkeiten der Wärmeversorgung mit Geothermie im Mehrfamilienhausbestand
Erdwärme – auch Geothermie genannt – ist eine quasi unerschöpfliche und prinzipiell überall verfügbare Wärmequelle, die durch den Einsatz von Wärmepumpen auch für eine effiziente und klimafreundliche Beheizung von Wohngebäuden verfügbar gemacht werden kann. Doch welche Möglichkeiten gibt es hier, lohnt sich das auch finanziell und ist das im Ruhrgebiet überhaupt möglich?
Wärmepumpen sind nach derzeitigem wissenschaftlichem Stand der Schlüssel zur klimafreundlichen Bereitstellung von Heizwärme und Warmwasser im Gebäudebereich. Sie nutzen Umweltwärme auf geringem Temperaturniveau von meist unter 10 °C und heben diese unter Aufwendung von Antriebsenergie - in der Regel Strom - auf die von der Heizung benötigte Temperatur. Das Verhältnis von eingesetztem Strom zu erzeugter Heizwärme liegt dabei je nach Betriebsbedingungen ungefähr bei Eins zu Drei bis Eins zu Fünf, sprich zwei Drittel bis vier Fünftel der erzeugten Wärme/Energie.
Effizienz von Wärmepumpen ist temperaturabhängig
Wärmepumpen entziehen Wärme dabei entweder der Außenluft oder über Erdwärmesonden oder Grundwasserbrunnen aus dem Untergrund (in seltenen Fällen kann die Wärme auch Oberflächengewässern oder Abwasser entzogen werden). Für die Effizienz der Wärmepumpe gilt hierbei: Je höher die Temperatur der Wärmequelle, desto geringer der Strombedarf der Wärmepumpe. Außerdem wirkt sich die benötigte Heiztemperatur vorteilhaft auf die Effizienz der Wärmepumpe aus. Je geringer die Heizungsvorlauftemperatur, desto geringer der Strombedarf der Wärmepumpe.
Erdwärmepumpen im Vorteil
Aktuell werden vermehrt Außenluft-Wärmepumpen verbaut. Das hat im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen liegen diese in den Installationskosten deutlich niedriger, da keine teure Tiefbohrung wie bei der Erdwärmenutzung benötigt wird. Zum anderen ist die Umsetzung einer Erdwärmebohrung genehmi gungsrechtlich etwas schwieriger, was bei vielen Eigentümern zu - in vielen Fällen unbegründeten - Hemmnissen führt. Dabei hat die Geothermie durchaus Vorteile. Immer dann, wenn der Heizwärmebedarf groß ist - also die Außentemperaturen besonders niedrig sind - haben Luftwärmepumpen einen besonders hohen Strombedarf, während die von der Erdwärme bereitgestellten Temperaturen über die gesamte Heizperiode vergleichsweise konstant und auf höherem Temperaturniveau verbleiben. Dadurch sind Erdwärmepumpen effizienter, was sich in den Betriebskosten und einem höheren Klimanutzen widerspiegelt. Zusätzlich ist bei geringerem Strombedarf für das Erdwärmepumpensystem natürlich auch der Autarkiegrad höher, was bei der Entscheidung auch noch einen Ausschlag geben kann.
5 % höhere Förderung von Erdwärmepumpen in der BEG
Der größere Umweltnutzen durch Erdwärmepumpen findet auch Berücksichtigung in den Fördersätzen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Während bei Luftwärmepumpen bis zu 35 Prozent der Investitionen gefördert werden sind es bei Erdwärmepumpen bis zu 40 Prozent. Hinzu kommt, dass die zusätzlichen Investitionskosten für die Installation der Erdwärmeanlage auf eine lange Lebenszeit der Anlage von 50 Jahren und mehr abgeschrieben werden können. In Kombination mit den geringeren Betriebskosten rechnen sich Erdwärmesysteme mit der Zeit damit durchaus auch finanziell.
Auch im Gebäudebestand und in Kombination mit anderen Wärmeerzeugern möglich
Bislang galt verstärkt die Meinung, dass Wärmepumpen nur bei geringen Heizungsvorlauftemperaturen, wie sie nur im Neubau oder in vollsanierten Gebäuden üblich sind, sinnvoll eingesetzt werden können. Aktuelle Studien zeigen aber, dass diese Meinung veraltet ist. Wärmepumpen können auch bei höheren Heizungstemperaturen jetzt schon wirtschaftlicher als konventionelle Heizungsanlagen sein. Auch Konzepte, in denen Wärmepumpen mit bestehenden Heizungsanlagen kombiniert werden, können dabei helfen, den Gebäudebestand deutlich effizienter und klimaschonender zu beheizen.
Infoveranstaltung
In der durchgeführten Infoveranstaltung haben Prof. Dr. Michael Rath (Professur für Gebäudeenergietechnik) und Prof. Dr. Bastian Welsch (Professur für Geothermie) von der Hochschule Bochum die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten der Geothermie vorgestellt, sind auf die regionalen Gegebenheiten und die genehmigungsrechtliche Situation im Ruhrgebiet eingegangen und haben Möglichkeiten aufgezeigt, wie Erdwärmeheizungen auch im Mehrfamilienhausbestand integriert werden können.